Das BTZ am BFW in Leipzig beschreitet neue Wege und führte kürzlich eine innovative Ergänzung für die Arbeit mit psychisch beeinträchtigten Menschen ein: eine Virtual-Reality-Brille (VR-Brille). Diese hochmoderne Technologie wird als Hilfsmittel für verschiedene Therapiesettings eingesetzt, um Möglichkeiten der Exposition – also des Erlebens von Situationen – zu ermöglichen. Durch diese aktive Übungsmöglichkeit bietet sich eine Vielzahl an Möglichkeiten, um das Erleben der Teilnehmenden zu verbessern.
Die VR-Brille, zusammen mit ihrer speziell entwickelten Software der Firma neomento aus Magdeburg, wurde als Medizinprodukt klassifiziert, was ihre Anwendung in therapeutischen Umgebungen unterstützt. Durch sie tauchen die Nutzer in verschiedene virtuelle Szenarien ein. Mit Hilfe der VR-Brille werden alltägliche Situationen simuliert, die für die Teilnehmenden im realen Leben Angst oder Stress auslösen.
So kann die Brille beispielsweise zum Mobilitätstraining eingesetzt werden, um Menschen mit Angst vor öffentlichen Plätzen oder Höhenangst in einem sicheren Rahmen zu konfrontieren und ihnen zu helfen, ihre Ängste zu überwinden. Darüber hinaus bietet die VR-Brille die Möglichkeit, soziale Kompetenzen zu trainieren. In virtuellen Rollenspielen können Teilnehmende des BTZ am BFW üben, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten oder Konflikte zu lösen. Auch für das Üben und Vorbereiten von Referaten ist die VR-Brille ein wertvolles Hilfsmittel, um in einemvirtuellen Raum vor einem Publikum sprechen zu üben und dabei ihre Körpersprache und Rhetorik zu verbessern.
Mit der VR-Technologie können Teilnehmende in einem geschützten und kontrollierbaren Umfeld lernen mit ihren Ängsten umzugehen und Bewältigungsstrategien spielerisch zu entwickeln.
Es ist wichtig anzumerken, dass VR keine eigenständige Therapieform darstellt. Vielmehr ist es ein Werkzeug zur Unterstützung einer breiteren Therapie. In der Vergangenheit konnten stressauslösende Situationen nur theoretisch besprochen werden. Jetzt haben die Teilnehmer die Möglichkeit, diese direkt in psychologischer Begleitung und Anleitung zu erleben.
Die therapeutische Arbeit mit der VR-Brille im Detail
Durch die Nutzung der Software von neomento kann der Therapeut die Auswahl der Szenarien maßgeschneidert auf die Bedürfnisse und Ziele des einzelnen Teilnehmers abstimmen. Dabei legt er zunächst sorgfältig die Umgebung fest, in der die Übung stattfinden soll. Das kann zum Beispiel eine ruhige Bibliothek oder ein belebter öffentlicher Platz sein. Allen Szenarien sind lebensechte Orte, die mit einem hohem Detailgrad nachgebildet sind.
Anschließend wählt der Psychologe die Situation aus, die der Teilnehmer bewältigen soll. Er kann ihn zum Beispiel mit einer fordernden Person konfrontieren, die nach Kleingeld verlangt. Hierbei schlüpft der Psychologe mittels Avatar in die Rolle der fremden Person und kann im Vorfeld Antworten, Tonfall, Klangfarbe etc. auswählen. Dies trägt zu Authentizität des Erlebnisses bei.
Das BTZ am BFW als Vorreiter in der Nutzung von VR-Brillen im Rahmen von Therapien
Das BTZ am BFW in Leipzig gehört zu den ersten Beruflichen Trainingszentren in Deutschland, welches VR-Brillen in der Arbeit und Unterstützung von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen einsetzt. „Wir sind überzeugt davon, dass die Möglichkeit der virtuellen Expositionsübung mit der entsprechenden Software ein großes Potenzial für die Zukunft der psychischen Gesundheit haben“, so Marko Daubitz, Fachbereichsleiter des BTZ am BFW in Leipzig. „Die Technologie ermöglicht es uns, unseren Teilnehmenden auf eine neue und innovative Weise zu helfen, ihre Ängste und Probleme zu überwinden.“, erklärt Herr Daubitz.
Wir haben uns für die VR-Software der neomento GmbH entschieden, weil es bereits seit 2017 in Berlin und Magdeburg am DZfNE und an der Charité erprobt wird. Ein Expertenteam aus Psychologen, Wissenschaftlern, Softwareentwicklern und Designern entwickelte zusammen ein auf klinischen Erkenntnissen basierender neuartiger Therapieansatz. Gemeinsam wurden virtuelle Erlebnisse entwickelt, die auf den Bedarf von Therapeuten und die Bedürfnisse von Patienten abgestimmt sind. Dabei wurde besonders Wert auf maximale therapeutische Wirksamkeit, Praxistauglichkeit und Qualität, basierend auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen der Psychotherapie und Therapieforschung gelegt. Dies nunmehr auch in den rehabilitativen Ansatz übertragen, erscheint äußerst sinnvoll.
Wir sind sehr angetan von der neuen technischen Unterstützung. Die positiven Reaktionen der Teilnehmenden bestätigen unsere Therapieform auf eindrucksvolle Weise.